Jetzt erst recht!


Seelsorge in schwierigen Zeiten - Kirchenlust statt Kirchenfrust


Diese Überschrift stand über dem dritten Vortrag unserer diesjährigen Vortragsreihe; dazu durften wir am 10. März den Dominikanerpater Albert Seul OP begrüßen.


In den vor den Vorträgen verteilten Handzetteln wurde P. Albert in kurzen Worten vorgestellt; besonders der zweite Teil davon hat natürlich neugierig gemacht, sein „ungeschöntes Aufzeigen von Missständen in der Katholischen Kirche“, was eindeutig der Überschrift „Kirchenfrust“ zu-geordnet werden konnte.


Rund 40 „neugierige“ Besucher des Vortrages waren natürlich ob dieser Ankündigung erst recht gespannt, ob es dabei bleiben würde oder ob P. Albert uns vielleicht nicht doch etwas mitgeben könnte zu „Kirchenlust“.


Zu Beginn nahm er uns mit an eine Weggabelung, an der sich der Weg, auf dem die Kirche unterwegs ist, in zwei Richtungen trennt: in den Weg der Anpassung oder in den Weg des Widerstandes und mit der Frage „Wohin willst Du gehen?“ nahm er uns an der Hand, die beiden Wege näher zu betrachten.


Auf dem Weg der Anpassung sah P. Albert unsere Kirche tatsächlich in einem sehr kritischen Licht; über eigentlich ihre ganze Zeit war die Kirche stets in der Nähe der Macht und eine autoritär geführte Instanz; gerade deshalb sei es doch schon sehr verwunderlich, dass sie sich in diesen Tagen bewusst einsetzt für die Demokratie in unserem Land, weil sie in ihren eigenen Strukturen ganz bewusst an ihren Machtstrukturen festhält ohne „den eigenen Laden in Ordnung zu bringen“. Weiter gedacht würde dieser Weg am Ende zur Bedeutungs-losigkeit der Kirche führen. Für ihn sei der zweite Weg -der Weg des Widerstandes- der richtigere Weg, weil es der Weg Jesu sei:


· an der Seite der Menschen/der Armen


· mit dem Blick Gottes auf diese Welt sehen und nicht mit Anpassung an den Mainstream


· lebendige Traditionen entwickeln.


Seine sich selbst gestellte Frage, warum er in der Kirche bleibe angesichts der vielen „Spieler, die das Spielfeld verlassen“ (2022: 360.000), beantwortete er selbst im Rheinischen Dialekt:


„Du bes en Jungfrau un en alde Möhn (Frau), Du bes ewisch jung un immer schöön“.


Dieses sein Festhalten an der Kirche und die Frage „Was schenkt uns (als Kirche) Zukunft?“ leitete über auf seine „Kirchenlust“, als Beispiel, wie die Kirche auch neue Wege gehen kann; für ihn ist es ganz wichtig:


· weiterhin das Wort Gottes zu verkünden - sicher auch auf herkömmliche Art und Weise, aber ganz besonders die Sozialen Medien als „Neue Kanzel“ zu nutzen, die Menschen unserer Zeit zu erreichen


· neben den „normalen“ auch besondere Gottesdienste zu halten (Traktorsegnung, Kinderfahrzeuge segnen, Tiersegnung)


· als Buchautor auch auf anderen Wegen zu „predigen“, sprich „lesbar“ zu predigen


· die besondere Situation als (Wallfahrts-)Seelsorger an der Wallfahrtskirche in Klausen nutzen, die Menschen anzusprechen


Hergekommene Wege neu zu gestalten und neue Wege zu gehen sind für ihn “Kirchenlust“, die den auch bei ihm vorhandenen „Kirchenfrust“ überlagert und die ihm seine Kirche weiterhin attraktiv und liebenswert macht (s.o.).


Stütze und Halt geben ihm die kleine Gemeinschaft im Pfarrhaus, sein kleiner Tierzoo und die Liebe zur Natur und zu unserer Welt.


Sicher lässt sich nicht alles Vorgestellte 1:1 auf die Situation in der Stadt übertragen, aber der Kreativität sind da keine Grenzen gesetzt, Kirche vor Ort lebendig zu gestalten:


Kirchenlust kontra Kirchenfrust!

Mit guten Worten zum Dank haben wir am Ende P. Albert verabschiedet und - wer weiß? Vielleicht bekommen wir mal eine Wallfahrt zu ihm und seiner Wallfahrtskirche „Maria Heimsuchung“ hin.


Diakon Karl-August M. Wendel

Präses der Kolpingfamilie Pfingstweide



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