„Licht in dunkler Zeit“

Singend die Tore öffnen im Advent - Der Förderverein lädt zum Mitmachen ein

Worauf wartest du eigentlich? Das ist eine gängige Frage.


Wir warten immer auf etwas, das kommen oder auch nicht kommen soll: mit Hoffnung, Ungeduld oder einer gewissen Bangigkeit. Im Advent aber liegt die Antwort auf der Hand. Wie schon die lateinische Herkunft des Wortes besagt, („Adventus“ – Ankunft) warten wir auf die Ankunft von Gottes Sohn, die Geburt von Jesus Christus. Diese Wartezeit füllen wir meist mit einer Vielzahl von Aktivitäten, die zum Aktionismus auszuarten drohen.


Da tut es gut, mitten im weihnachtlichen Trubel innezuhalten und sich auf das Wesentliche zu besinnen, wie es in den alten Weihnachtsliedern zum Ausdruck kommt. Die Einladung des Fördervereins des Protestantischen Gemeindezentrums setzte dafür einen passenden Rahmen.


Es bedurfte nicht einmal besonderer Sangeskünste, um sich von der vorweihnachtlichen Stimmung in eine andere Zeit versetzen zu lassen. Wie gut passte doch das zarte Licht hinter den selbst gebastelten kleinen Kerzenschirmen, deren Muster und Farben kleine Lichtbündel auf die Altarwand warfen, zu der Botschaft der Lieder: Licht in finsterer Zeit.



Vor und nach der Glühweinpause sangen wir die Lieder und Choräle mit großer Inbrunst, ein altes Wort, das gut zu der Bedeutung der Liedtexte passt, weil es eine innere Begeisterung zum Ausdruck bringt.


Warum aber rühren uns die alten Liedtexte so an?


Ich denke, dass sie uns in bildhafter Sprache mit wiederkehrenden Symbolen grundlegende Erfahrungen unserer menschlichen Existenz nahebringen.


So geht es um den Gegensatz von Licht und Dunkel, um die helle Sonne und den Stern, der die Nacht zum Strahlen bringt. In unseren Texten sind sie Symbole für Jesus als Licht der Welt, dessen Kommen herbeigesehnt wird, weil er Nacht und Finsternis besiegt. Für ihn sollen wir Tür und Tore öffnen, gemeint sind unsere Herzen, damit er einziehen und uns sündigen Menschen Heil, Leben und Gottes Gnade bringen kann. Unser Herz soll sich in Demut üben, damit es Frucht tragen kann so wie die Natur im Morgentau aufblüht.


Besonders gleichnishaft ist das Lied vom (Weihnachts-)Schiff, das schon zu uns unterwegs ist mit der schwangeren Maria an Bord, auf der Suche nach einem Ankerplatz, einem sicheren Ort für die Geburt des Gottessohnes. Zeitlos scheinen die Lieder und schlagen doch einen Bogen zu unserer Zeit. Sie sprechen von Not, Elend und Bedrängnis und hoffen auf den Heilsbringer, der uns daraus erlöst. Die bekanntesten von ihnen sind in den Jahren des 30-jährigen Krieges (1618-1648) entstanden, in denen die Menschen unsägliches Leid und Elend erfuhren und trotzdem an das Weihnachtswunder glaubten.



Viele Besucher beim „Singen im Advent“


Wer denkt da nicht an die Schrecken unserer Zeit wie Flüchtlingsdramen und Terroranschläge? Und trotzdem dürfen auch wir jedes Jahr wieder auf das Wunder der Weihnacht hoffen wie die Menschen, die in ihren Liedern wieder lebendig werden. Singend fühlen wir uns mit ihnen verbunden, von derselben weihnachtlichen Sehnsucht getragen.


Unser Pfarrer, Dr. Paul Metzger, erzählte das Wunder der Heiligen Nacht, indem er eine Geschichte von Selma Lagerlöf vorlas. Darin beschreibt die Autorin, wie ein böser alter Mensch an Weihnachten durch das Wunder der Geburt eines kleinen Kindes Barmherzigkeit erfährt und selbst barmherzig wird. In einer zweiten Geschichte vollbringt der fünfjährige Jesus Wunder. Dadurch gerät er in Konfrontation zu seinem Spielgefährten Judas, der ihn zugleich bewundert, liebt, aber auch hasst. Ein kleiner Vorgriff auf das spätere Schicksal von Jesus und Judas.



unser Organist Thorsten Müller


Unser Liederzyklus endete mit einem weihnachtlichen Freudenlied, einem Hosianna auf das Kind in der Krippe, den Friedensstifter, der mit Sanftmut und Barmherzigkeit zum Segen der Menschheit regiert. Es war der krönende Abschluss auch für unseren Organisten und Chorleiter, Thorsten Müller, der uns mit seiner klaren, vollen und modulationsreichen Stimme nach Kräften unterstützte.


Ein großer Dank geht an alle Mitwirkenden, besonders den Vorstand des Fördervereins, der sich mit seinen Veranstaltungen seit langen Jahren für den Erhalt unseres Gemeindezentrums einsetzt.


Ursula Päßler


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