Tatort „Babbeldasch“ - im Prot. Gemeindezentrum. Gerd Rohrbacher berichtete über seine Eindrücke bei den Dreharbeiten


Es ist schon hoch interessant, mal hinter die Kulissen sehen zu können, zu erfahren, wie ein Film entsteht. Welcher Aufwand ist erforderlich? Wie hoch ist der personelle Einsatz? Wie ist die Atmosphäre zwischen allen mitwirkenden Akteuren? Wie viel Drehtage braucht man für eine ca. 90 Minuten dauernde Sendung im Fernsehen und natürlich, was kostet das alles?



Zahlreiche Interessierte lauschten dem Bericht von Gerd Rohrbacher


Die Idee, den Tatort in der „Hemshofschachtel zu drehen, hatte die Unterhaltungschefin des SWR, Martina Zöllner. Die Produktionsleiterin, Birgit Simon, stellte den Kontakt zu uns her. Sie kannte das Theater in der Leuschner Straße von früheren Besuchen. Die Entscheidung fiel schließlich nach einem Besuch mit maßgeblichen Leuten der Aufführung des Stückes „Ä Schlitzohr zum Vererbe“, erzählt Gerd Rohbacher.


Gedreht wurde an 24 Tagen, davon 19 in Ludwigshafen und fünf in Baden Baden. Umgerechnet sind das knapp vier Minuten Filmlänge bei einem Drehtag. Unglaublich.


Das Polizeipräsidium in Baden Baden wurde für alle drei Tatort – Reihen des SWR (Ludwigshafen, Stuttgart und früher Bodensee, jetzt Freiburg) in einer ehemaligen Schule eingerichtet. Übernachtet wurde in einem sehr guten Hotel.


Eine Besonderheit war, so Rohrbacher, das es unter dem Regisseur Axel Ranisch kein Drehbuch gab, was selten vorkommt. „Für uns war das kein Problem, wir improvisieren öfter. Ungewohnt war das für die Hauptdarsteller. Die haben in der Regel ihre festen Texte“.


Anhand von selbstgedrehten Kurzfilmen und anhand von Bildern wurde der enorme Aufwand eines Filmdrehs deutlich. Zunächst führte man viele Veränderungen durch. So wurde die „Hemsholfschachtel“ in „Babbeldasch“ umgetauft, die Inneneinrichtung nahezu komplett ausgetauscht, andere Bilder an die Wände gehängt und ein Gerüst an die Außenwand gestellt, „nur so“.


Der Name „Hemshofschachel“ durfte aus Gründen der Wettbewerbsnachteile für andere Theater nicht verwendet werden, erwähnt Rohrbacher.


Was die Laienschauspieler der „ Hemshofschachtel“ betrifft, wollte man zunächst eine Auswahl treffen. „Entweder es spielen alle mit, oder keiner“, war die Antwort darauf von der Chefin Marie-Luise Mott. So entschied man sich, alle 25 Laienspieler einzusetzen neben den fünf Hauptdarstellern, unter ihnen die allen bekannten Schauspieler Ulrike Folkerts und Andreas Hoppe.


Rechnet man zu den Schauspielern die weiteren Akteure hinzu, die verantwortlich sind für Produktion, Redaktion, Regie, Kamera, Ton, Beleuchtung, Ausstattung, Maske, Presse usw., kommt man auf eine beträchtliche Zahl von Mitwirkenden, die auf der Gehaltsliste stehen. Hinzu kamen noch 70 Komparsen, die von einer Mannheimer Agentur vermittelt wurden, um an zwei Tagen das Theater zu füllen. Beeindruckend sei auch die Kollegialität des Kernteams um Ulrike Folkerts gewesen und ansteckend das Lachen und die Fröhlichkeit des Regisseurs Axel Ranisch. Und Gerd Rohrbacher erzählt noch: „Keiner kannte den Ausgang des Films und ich erfuhr erst sehr spät, noch vor allen anderen Mitspielern, dass ich der „Mörder“ sein sollte und da unsere Chefin Marie-Luise Mott recht früh im Film „aus dem Leben schied“, durfte sie noch mehrmals als „Geist“ auftreten. Verhungert sind wir nicht, der Catering Service war unser ständiger Begleiter. Ich habe drei kg zugenommen.“


Gerd Rohrbacher


Der krönende Abschluss war dann die gemeinsame Fahrt nach Hamburg. Hier wurde der Tatortfilm auf einem Filmfestival vor großem Publikum gezeigt, noch vor der offiziellen Ausstrahlung und fand allgemein gute Resonanz. Hamburg sei eine tolle Stadt, schwärmte Rohrbacher. Die Kritik über den Film in den Medien war sehr unterschiedlich von Begeisterung bis zum Verriss (Bild Zeitung). Sein Fazit: für mich war diese Zeit ein ganz besonderes Erlebnis, das sich wohl kaum wiederholen wird.


Zu erwähnen ist noch, dass die Kosten des Tatortfilmes ca. 1,3 Millionen Euro betrugen. Wir danken Gerd Rohrbacher für den interessanten und informativen Vortrag.


Jürgen Sommer


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