Ein Glücksmoment

Vorgestern hatte ich wieder einen. Einen Moment des Glücks. Nein, ich habe nicht im Lotto gewonnen. Und auch kein Preisausschreiben. Ich saß einfach nur da und habe die bunten Blätter angeschaut.

Was ist für Sie Glück? Ist es Glück, wenn man abends wieder sicher nach Hause kommt? Oder muss es ein bisschen mehr sein? Ist es Glück, wenn man beruflich so richtig durchstartet? Oder hat man sich das selbst verdient? Kann man sich Glück verdienen? Ich glaube nicht. Erfolg kann man sich verdienen. Aber Glück nicht.

Meinen letzten Glücksmoment habe ich auf einer Bank in den Weinbergen gehabt. Ich bin die Hügel der Haardt hinauf gewandert und habe mich dann auf einer Bank ausgeruht. Ich habe mir die Rheinebene betrachtet, die ganzen bunten Wingerte unter mir. Auf einmal ist ein Sonnenstrahl durch die Wolken gebrochen. Wie ein Loch im Himmel. Und plötzlich hat mich das Glück gefunden. Einfach so.

In diesem Moment hatte ich keine Pläne. Keine Gedanken über meine Arbeit, über meine Pflichten, über meine Möglichkeiten. Ich saß einfach nur da und war glücklich.

Das Glück hatte mich gefunden. Nur für einen Moment. Es hat sich nicht festhalten lassen.

Es wurde windig und mir ein bisschen kalt. Die Wolken haben sich zusammengezogen. Der Moment war vorbei.

Glück kommt wann und wo es will. Glück ergibt sich von selbst. Es findet uns und geht dann wieder. Man kann es nicht herbeizwingen, nur zulassen.

Das ist genauso wie bei Gott. Gott und das Glück hängen zusammen. Gott kann man auch nicht herbeizwingen. Seine Nähe kann man sich auch nicht verdienen. Man kann das Glück nur erleben. Und man kann darin Gottes Nähe spüren.

Im Augenblick des Glücks empfinde ich, dass ich gut aufgehoben bin in der Welt. Ich bin zufrieden mit mir und erlebe einen inneren Frieden. Und ich fühle mich mit allen Geschöpfen verbunden.

So ein Moment des Glücks braucht nicht viel. Auf einer Bank sitzen und in den Himmel schauen. Vorgestern war das so. Vielleicht ist es morgen ein ganz anderer Moment.

Pfarrer Dr. Paul Metzger