Ostern – das Licht der Hoffnung scheint auf.


Liebe Gemeinde,


Ostern – das Licht der Hoffnung scheint auf.



Es steht direkt neben dem Kreuz. Unsere Trauer, unsere Ängste und unsere Verzweiflung – alles ist noch da. Alles hängt am Kreuz. Das Kreuz ist der Tiefpunkt unseres Lebens. Jetzt richten wir uns auf. Gott hört unser Gebet und schweigt nicht zu unseren Tränen.


In der Offenbarung des Johannes heißt es, dass Gott all unsere Tränen abwischen wird (Offb 21,4). Durch den Schleier der Tränen sehen wir das Licht der Hoffnung in unserem Leben aufblitzen und wir erfahren Gottes Liebe. Und wir geben seine Liebe weiter.


Der 10-jährige Junge, der von Herzen gern Schach spielte, hatte noch nie gegen seinen Vater gewonnen. Nach jedem verlorenen Spiel wurde der Junge missmutiger. „Man muss auch verlieren können“, sagte sein Vater zu ihm. Der Junge dachte: „Das habe ich schon oft gehört. Jetzt möchte ich auch mal gewinnen.“


Sie begannen eine neue Partie zu spielen und seine Züge waren gar nicht schlecht, doch dann holte sein Vater wieder auf und mit jedem Zug traten dem Sohn immer mehr Tränen in die Augen. Mühsam versuchte er sie wegzublinzeln, sein Vater sollte ihn nicht wegen seiner Tränen auslachen.


Der Vater sah seinen Sohn an und erschrak, als er die Tränen in seinen Augen sah. Und auf einmal spürte er, wie sehr er seinen Sohn liebte und er wusste, jetzt war nicht die Zeit für strenge Erziehung, sondern für Liebe. Sein nächster Schachzug war nicht mehr auf Sieg ausgerichtet, sondern auf Liebe. Sein Sohn gewann das Spiel, er jubelte laut vor Freude und wischte sich schnell die Tränen aus den Augen. Der Vater lächelte, wahrscheinlich würde er sich an die strahlenden Augen seines Sohnes noch lange erinnern.


Und immer wenn Tränen in unseren Augen brennen und wir Trost erfahren, dann spüren wir, dass die Liebe, die Gott uns an Ostern geschenkt hat, alle Tränen von den Augen abwischt.


Es klingelte an der Tür. Die Frau hörte es. Eben hatte auch schon ein paar Mal das Telefon geklingelt.


Aber sie war nicht dran gegangen.


Sie hatte keine Kraft. Sie war noch nicht soweit, sich dem Leben zu stellen. Vor vier Wochen war ihr Mann gestorben. Ein ganzes Leben hatten sie miteinander verbracht und jetzt war er einfach nicht mehr da. Natürlich war nicht immer alles eitel Sonnenschein gewesen.


Sie und ihr Mann hatten durchaus ihre Krisen gehabt.


Aber sie hatten sich auch immer wieder arrangiert und zueinandergefunden.


Und letztendlich hatte die Liebe immer wieder alle Tränen getrocknet. In den letzten Wochen hatte sie viel geweint und noch immer brannten Tränen in ihren Augen. Mit Tränen in den Augen konnte sie doch nicht unter die Leute gehen. Also ging sie nicht ans Telefon und rief auch niemanden an.


Wieder klingelte es an der Tür. Sie blinzelte die Tränen weg und ging zur Tür. Sicherlich war es der Postbote.


Sie machte die Tür auf und die Tränen brannten wieder in ihren Augen.


Ihre Freundin war gekommen, mit Blumen und einem Kuchen und sie schob sie einfach in die Wohnung. Sie umarmten einander und die Umarmung war wunderbar tröstlich.


Sie spürte seit langem wieder, dass sie nicht allein war. Jemand der sie gern hatte, hatte sich aufgemacht, sie zu besuchen und dass obwohl sie in letzter Zeit so abweisend gewesen war. Sie wischte sich die Tränen von den Augen und spürte die Liebe, die ihr geschenkt wurde, und fühlte sich getröstet.


Und immer wenn Tränen in unseren Augen brennen und wir dann Trost erfahren, ja dann spüren wir, dass die Liebe, die Gott uns an Ostern geschenkt hat, alle Tränen von den Augen abwischt.


An Ostern kommt die Liebe immer wieder neu in die Welt.


Aus Liebe zu uns fängt Gott all unsere Tränen auf. Seine Liebe tröstet uns, trocknet unsere Tränen und lässt unser Lachen wieder auferstehen. Jeden Sonntag!


Pfarrer Dr. Paul Metzger



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