Pfingsten – Eine göttliche Stimme

Es geht doch nichts über eine gelungene Kommunikation.“ So dachte die Dame bei sich, die an Pfingstsonntag, ihre ganz Familie und all ihre Freunde eingeladen hatte. Eigentlich wäre sie erst in zwei Jahren wieder dran, eine große Feier auszurichten, denn dann würde sie 75.


Aber vor ein paar Wochen, als das schlechte Wetter ihrem Herzen so zu schaffen machte und sie so schlecht Luft bekam, da bekam sie es mit der Angst zu tun: „Vielleicht lebe ich in zwei Jahren ja gar nicht mehr“, dachte sie.


Und so erstellte sie kurz entschlossen eine Gästeliste.


Dann nahm sie ganz altmodisch den Telefonhörer in die Hand und rief ihre Gäste an. Eigentlich hatte sie gedacht, das würde nur zwei Abende dauern. „Was für ein Irrtum“, dachte sie, während sie den Tisch deckte und lächelte dabei leicht.


Es gab so viel zu erzählen und irgendwie hatte sich jeder für sie Zeit genommen.


Nicht nur die üblichen Floskeln: „Wie geht es dir?.“ – „Ja, ja, gut, muss ja. Und bei dir, habt ihr auch so schlechtes Wetter? Was macht dein Kreuz?“


Bei einigen Gästen hatte sie wirklich ganz offen über ihre Gefühle reden können. Wie schön es zugleich ist, mit dem jüngsten Enkelkind auf den Spielplatz zu gehen und wie erschreckend zugleich die Erkenntnis ist, dass die Kraft einfach nicht mehr für weite Spaziergänge reicht.


Dass sie sich Sorgen macht, wenn sie merkt, dass ihr nicht mehr jeder Name sofort einfällt und ähnliches eben.


Ebenso hatte sie selbst aber auch gemerkt, wie erfrischend es war, ihrer ältesten Enkeltochter zuzuhören, die gerade zu studieren begonnen hatte und ihr, der alten Oma, wilde Geschichten von Studentenpartys erzählte.


Ja, die Frau musste bei der Erinnerung der vielen Telefonate lächeln.


Sie sollte wirklich öfter mal den Telefonhörer in die Hand nehmen und mit Freunden und der Familie reden.


Sorgfältig legte sie die letzten Serviertten hin und begutachtete kritisch ihr Werk.



Sie hatte das Radio laufen, wie immer, denn sobald sie aufstand, stellte sie das Radio an.


Aus irgendeinem Grund tat es ihr gut, Musik zu hören. Die Stimmen der Radiomoderatoren waren ihr auch schon gut bekannt und hatten mittlerweile schon irgendwie etwas Vertrautes.


Jedenfalls durchbrach nun ein Radiomoderator ihre Gedanken, und sie hörte folgende Sätze: „Heute feiern die Kirchen das Pfingstfest. 50 Tage nach Ostern feiert die Kirche das Kommen des Heiligen Geistes.“


„Stimmt, heute ist ja Pfingsten“, dachte die Frau und ging die Sitzkärtchen holen. Das war damals bestimmt beeindruckend.


Jeder redete von Gottes Liebe und die Menschen verstanden einander sogar.


„Ja, das würde ich mir für heute auch wünschen“, dachte sich die Frau. Wenn sich doch nur alle gut verstehen würden, wenn es keinen Streit gäbe. „Hoffentlich hält sich Karl mit seinen Sticheleien zurück“, dachte sie. Dem kann man wirklich gar nichts recht machen. Selbst zu ihr war er am Telefon in gewohnter Art und Weise brummelig gewesen.


Und hatte gleich betont, dass er aber nicht so fett essen könne und für Kaffee und Kuchen müsse sie ihn gar nicht erst einplanen, schließlich hätte er nicht stundenlang Zeit, um sich bei ihr niederzulassen.


Bei den Gedanken an Karl runzelte die Frau leicht mit der Stirn.


Sie sah ihn schon vor sich, wie er kritisch sein Fleisch begutachten würde, nur um dann ihrer Freundin Lisbeth, den Appetit zu verderben, in dem er sagte: „Na, du kannst ja auch ganz schöne Portionen verdrücken. Na ja, man sieht es ja auch.“


Und Lisbeth, mit all ihren Komplexen, würde dann vor lauter Schreck, das Besteck hinlegen, um zu verkünden, dass sie fertig sei. Ach ja, es geht doch nichts über eine gelungene Kommunikation.


Warum ist das nur schwierig, dass sich miteinander gut und anständig unterhalten können?


Gäbe es dabei nicht so viele Probleme, dann hätte sie jetzt auch nicht so viele Probleme mit der Verteilung der Sitzkärtchen.


„Wir Menschen sind schon manchmal merkwürdig“, dachte sie. „Manchmal hören wir uns nicht richtig zu, und verstehen dadurch vieles falsch. Manchmal sind wir auch einfach zu feige den Mund aufzumachen und uns zur Wehr zu setzen, statt-dessen schweigen wir. Manchmal treffen wir selbst nicht den richtigen Ton und nehmen unseren Gesprächspartner nicht ernst genug und schon ist wieder ein Missverständnis entstanden.“


Und hatte gleich betont, dass er aber nicht so fett essen könne und für Kaffee und Kuchen müsse sie ihn gar nicht erst einplanen, schließlich hätte er nicht stundenlang Zeit, um sich bei ihr niederzulassen.

Bei den Gedanken an Karl runzelte die Frau leicht mit der Stirn.


Sie sah ihn schon vor sich, wie er kritisch sein Fleisch begutachten würde, nur um dann ihrer Freundin Lisbeth, den Appetit zu verderben, in dem er sagte: „Na, du kannst ja auch ganz schöne Portionen verdrücken. Na ja, man sieht es ja auch.“


Und Lisbeth, mit all ihren Komplexen, würde dann vor lauter Schreck, das Besteck hinlegen, um zu verkünden, dass sie fertig sei. Ach ja, es geht doch nichts über eine gelungene Kommunikation.


Warum ist das nur schwierig, dass sich miteinander gut und anständig unterhalten können?


Gäbe es dabei nicht so viele Probleme, dann hätte sie jetzt auch nicht so viele Probleme mit der Verteilung der Sitzkärtchen.


„Wir Menschen sind schon manchmal merkwürdig“, dachte sie. „Manchmal hören wir uns nicht richtig zu, und verstehen dadurch vieles falsch. Manchmal sind wir auch einfach zu feige den Mund aufzumachen und uns zur Wehr zu setzen, statt-dessen schweigen wir. Manchmal treffen wir selbst nicht den richtigen Ton und nehmen unseren Gesprächspartner nicht ernst genug und schon ist wieder ein Missverständnis entstanden.


Ach ja, heute würde sie sicherlich auch den heiligen Geist gut gebrauchen können, der sich auf die Köpfe ihrer Gäste legt und dafür sorgt, dass sich alle verstehen und in ein und der-selben Sprache sprechen.


Der Sprache Gottes nämlich, die sich leiten lässt von Liebe, Vertrauen, Versöhnung und Verständnis.


Wenn es doch mit allen so einfach wäre, wie mit ihrer Freundin Barbara. 50 Jahre kennen sie sich jetzt und sie hatten immer mal mehr und mal weniger Kontakt. Doch niemand war sich deswegen böse. Das ist nun mal so. Die Arbeit, die Kinder, das Leben an sich bringt es eben manchmal so mit sich, dass man zuweilen nur zwei- oder dreimal im Jahr mit einander sprechen kann. Ja, und dann gibt es eben diejenigen, die das nicht verstehen und einem immer schon mit einem Vorwurf begrüßen: „Na, dass du dich mal bei mir meldest. Ich dachte schon, du rufst mich ja nie an. „


Oder es gibt die, die so sind, wie Barbara, mit denen man ohne Vorwürfe, wer wen zuletzt angerufen hat, einfach wieder losplaudern kann.


Ja, Barbara ist schon etwas Besonderes, denkt sie und setzt sie zu Karl, denn sie wird mit, dem alten „Griwwelbisser“, schon zurechtkommen.


Jetzt lag ihr nur noch die letzte Karte schwer in der Hand. Irma stand auf der Karte und ganz leicht zitterte die Hand der Frau.


Ach Irma, drei Jahre hatten sie jetzt nicht miteinander gesprochen. Eigentlich wusste sie gar nicht mehr, wie es dazu gekommen war. Sie hatten sich schon als Kind gekannt. Sie hatten sich immer gut verstanden, hatten einander Probleme anvertraut und dann auf einmal Funkstille. Sie hatten sich über einander geärgert. Es hatte Missverständnisse gegeben. Am Anfang wäre es vielleicht noch einfach gewesen, zu sagen: Schwamm drüber. Doch sie waren eben auch beide stur gewesen. Und vielleicht auch ängstlich. Keine von ihnen hatte das Gesicht verlieren wollen.


Stumm waren sie beide geblieben, doch an einander gedacht hatten sie schon öfters.


Zum 70. Geburtstag hatte sie sie nicht eingeladen.


Doch als sie jetzt ihre große Feier plante, hörte sie eine neue Stimme in ihrem Herzen. Und sie konnte sie leider nicht verdrängen: „Komm, trau dich, lad sie ein, ruf sie an, sei nicht so stolz, mach du den ersten Schritt, eure Freundschaft war doch so kostbar, nun mach schon, mehr als nein sagen kann sie nicht.“ Sie konnte diese Stimme nicht mehr ignorieren.


Und dann, nach dem erfrischenden Gespräch mit ihrer Enkeltochter über Partys, wählte sie kurzerhand die Nummer von Irma.


Das Gespräch war ohne Frage anstrengend gewesen und es war auch recht einsilbig und dauerte auch nur fünf Minuten, doch Irma hatte „JA“ gesagt. Ja, sie käme, vielen Dank für die Einladung.


Und nun, war es soweit.


Es war Pfingstsonntag, in einer Stunde würden die ersten Gäste kommen und die Frau stellte das Kärtchen mit dem Namen Irma, entschlossen neben ihren eigenen Namen. Wenn schon, denn schon.


Im Radio hatte die Musik wieder aufgehört zu spielen und der Radiomoderator griff noch mal das Thema Pfingsten auf. „Heute feiern wir den Geburtstag der Kirche. Denn Gott schickte seinen versöhnenden, verzeihenden und mut-machenden Geist zu den Menschen, auf dass er ihr Leben, Handeln und Reden beeinflusse. Mögen wir Menschen heute auch wieder diesen Geist geschenkt bekommen, auf dass wir verständnisvoll miteinander umgehen lernen und unser Handeln von der Liebe Gottes spricht.“


„Amen“, dachte die Dame. „So sei es, möge Gott seinen Geist des Friedens auch in mein Haus schicken, auf dass das Fest gelingen möge und wir uns alle gut verstehen werden. Denn wenn Gott uns seinen Geist sendet, dann verstehen wir einander.“


Pfarrer Dr. Paul Metzger



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